Der erste Teil unserer Veranstaltungsreihe ist bereits vorbei. Wir danken allen Teilnehmer*innen fürs dabei sein und mitdiskutieren! Im Sommer 2020 fand der erste Teil unserer Veranstaltungsreihe statt. Weitere Vorträge und Workshops im Herbst mussten aufgrund der Pandemie verschoben werden. Wir halten Euch hier und auf unserem Newsletter auf dem Laufenden!

 


Der Austrofaschismus ist eine der zentralen Kontroversen der österreichischen Zeitgeschichte. Neben der adäquaten Bezeichnung für das Regime besteht auch über sein Verhältnis zum Nationalsozialismus oder die Bewertung des Bürgerkriegs vom Februar 1934 keine Einigkeit. Dabei ist die Debatte oft emotional aufgeladen, von hartnäckigen Mythen geprägt und dadurch nicht einfach nachzuvollziehen.

Zusätzlich hat die Auseinandersetzung mit dieser Geschichte einen starken Gegenwartsbezug. Vergleiche zwischen den 1930er Jahren und heute sind aktuell im Trend, wenn es um Ähnlichkeiten zwischen Sebastian Kurz und Engelbert Dollfuß geht, die jüngsten Reformen im Arbeitsrecht und Sozialbereich oder die Einschränkungen persönlicher Freiheitsrechte aufgrund des Corona-Virus.

In dieser Veranstaltungsreihe beschäftigen wir uns mit der Geschichte des Austrofaschismus aus einer gegenwärtigen Perspektive: Wir geben einen Überblick zu den wichtigsten Charakteristika und Entwicklungslinien dieses Regimes und setzen sie in Bezug zu aktuellen öffentlichen Debatten. Wir möchten damit aufzeigen, dass Geschichte sich zwar nicht wiederholt, die Vergangenheit aber ein Ort der Austragung aktueller politischer Konflikte ist.

Die Teilnahme ist offen für alle Interessierten, es ist kein Vorwissen notwendig! Wir bitten um Anmeldung an: kontakt@present-history.at

 


Programm

 

Einführung in den Austrofaschismus – Zentrale Charakteristika eines Herrschaftssystems

Sonntag 7. Juni, 15-17:30h, Input und Diskussion mit Elisabeth Luif, Online mit Jitsi

Die Zeitperiode 1933-1938 ist in der öffentlichen Wahrnehmung – trotz seiner wichtigen Bedeutung für die späteren Ereignisse – relativ unbekannt. Bei diesem Input wird die prozesshafte Entwicklung des austrofaschistischen Herrschaftssystems von der Parlamentsausschaltung im März 1933 bis zum „Anschluss“ fünf Jahre später nachgezeichnet. Dabei werden die zentralen Trägergruppen, die Wirtschafts-, Sozial- und Außenpolitik und das Verhältnis zur illegalen Opposition (Linke und Nazis) nachgezeichnet. Im Anschluss gibt es die Möglichkeit zur Diskussion.

 

Der Austrofaschismus im öffentlichen Gedächtnis. Fragmente (d)einer Stadt

Samstag 20. Juni, 11-17:30h. Online-Workshop (Zoom und Padlet) und Stadterkundung mit Sarah Kanawin

Die Erinnerung an den Austrofaschismus im öffentlichen Raum Wiens ist zwar durchaus präsent, aber oft unbekannt. In diesem Workshop nützen wir das verstärkte, coronabedingte Zuhausesein für eine historische Erkundung der eigenen Nachbarschaft. Nach einem kurzen Online-Input über die kollektive Erinnerung und staatliche Geschichtspolitik zum Austrofaschismus können die Teilnehmer*innen historische Orte besuchen und fotografisch dokumentieren. Im Anschluss treffen wir uns wieder online um unsere Eindrücke zu präsentieren. Wir werden gemeinsam diskutieren, wie sich die Erinnerung an den Austrofaschismus in unserem Stadtbild manifestiert und wie diese aus heutiger Perspektive zu bewerten ist.

 

Österreich 1918-1934. Gesellschaftliche Auseinandersetzungen zwischen Demokratie und Faschismus.

Sonntag 19. Juli, 15-17:30h, Stadtspaziergang (Treffpunkt: Schottentor) mit Elisabeth Luif

Die Gründung der Republik im November 1918 war Ergebnis einer politischen Umbruchsituation in ganz Europa. Die Arbeiterbewegung konnte vor dem Hintergrund ihrer relativen Stärke einige zentrale Forderungen umsetzen, darunter das Frauenwahlrecht, den Achtstunden-Tag oder eine umfassende soziale Sicherung. Vor dem Hintergrund einer einsetzenden Wirtschaftskrise gingen bürgerliche Parteien und rechte paramilitärische Verbände gegen den „revolutionären Schutt“ in die Offensive. Demokratische und soziale Rechte wurden zunehmend ausgehöhlt. Die Entwicklungen kulminierten in der Parlamentsausschaltung von März 1933 und der vollständigen Zerschlagung der linken Arbeiterbewegung im Bürgerkrieg des Februar 1934. Im Rahmen eines Stadtspaziergangs beschäftigen wir uns anhand einiger zentraler Ereignisse mit den politischen Konfliktlinien und sozioökonomischen Rahmenbedingungen der Zeitperiode 1918-1934.

 

Zwischen Repression und Integration: Austrofaschismus und Arbeiterschaft

Sonntag 2. August, 11-16h, Outdoor-Workshop (AAKH Campus Hof 2) mit Elisabeth Luif

Der Bürgerkrieg im Februar 1934 steht als Inbegriff für die Repression des austrofaschistischen Regimes gegenüber der linken Arbeiterbewegung. Doch damit war die „Arbeiterpolitik“ des Regimes nicht erledigt. Auch die Zeit danach war von verschiedenen Repressionsmaßnahmen geprägt, die für die Verfolgten nicht nur Freiheitsentzug bedeutete, sondern auch ihre materielle und psychische Existenz traf. Zusätzlich – und relativ unbekannt – sind verschiedene Integrationsmaßnahmen, die das Regime zur Gewinnung der Arbeiterschaft einsetzte. Neben verschiedenen Initiativen auf Betriebsebene zählten dazu der autoritär organisierte „Gewerkschaftsbund der Arbeiter und Angestellten“ und die „Soziale Arbeitsgemeinschaft“ als Teilorganisation der Einheitspartei "Vaterländischen Front".

In diesem Workshop beschäftigen wir uns mit den politischen Dynamiken zwischen Regimeakteuren auf der einen und der illegalen Linksopposition auf der anderen Seite. Nach einem einführenden Vortrag können sich die Teilnehmer*innen in Kleingruppen anhand von Quellenmaterial (Zeitungen, Reden, Broschüren) mit verschiedenen Aspekten der Repressions- und Integrationsmaßnahmen des Regimes auseinandersetzen. Im Anschluss diskutieren wir gemeinsam, wie die Arbeiterpolitik des Austrofaschismus eingeschätzt werden kann.

 


Diese Veranstaltungsreihe wurde ermöglicht durch ein Arbeitsstipendium der Stadt Wien - Kultur sowie durch verschiedene Studien- und Fakultätsvertretungen der ÖH Uni Wien. Vielen Dank!