Turbofolk

Soundtrack zum Zerfall Jugoslawiens

Buchpräsentation mit der Autorin Sonja Vogel

14. April 2018, 19h // Cafe Avalon, Pfeilgasse 27 1080 Wien

„Sound des Krieges“, „Porno-Nationalismus“, „Turbo-Faschismus“, „Sirenen des serbischen Nationalismus“ – es gibt viele drastische Umschreibungen für den Turbofolk. Trotzdem war das Musikgenre in den 1990er-Jahren beispiellos populär in Serbien, aber auch in den anderen ex-jugoslawischen Staaten. Kein Fernsehsender und kein Café, das nicht die mit harten Beats und Keyboard aufgemotzte Folkmusik spielte.

Der Turbofolk hatte viele Funktionen. Er war nicht bloß ein Musikgenre, sondern eine Kultur. Eine Haltung. Während der Bürgerkriege füllte er eine Leerstelle, die durch den Staatszerfall auch in der Unterhaltungsindustrie entstanden war. Die Glitzerwelt tröstete die Menschen über Sanktionen und Inflation hinweg.

Der Triumph des Turbofolks wurde auch als Verlust einer offenen Gesellschaft und Popkultur wahrgenommen, als Sargnagel Jugoslawiens. Bis heute schwingen die großen Identitätsfragen mit, wenn über Turbofolk gesprochen wird: Es geht um den Balkan und Europa, Pop- und Hochkultur, Ethnie und Nation, und immer um Gechlechterrollen.

Von dem einen Staat wurde Turbofolk gefördert, von dem anderen wurde er bekämpft. Aber niemanden ließ er kalt.

Das Buch ist erschienen im Ventil Verlag, auf der Website gibt es auch eine Playlist: https://www.ventil-verlag.de/titel/1777/turbofolk

Eine Veranstaltung des Kulturreferats der ÖH Uni Wien und present:history